29.01.2019 | JOSÉ HERRANZ (Ruhr-Universität Bochum / D)
Blockchains als institutioneller Raum
Abstract
Die Regelung kapitalistischer Besitzverhältnisse und Beziehungen wird primär durch Institutionen ausgeführt, die das Monopol über diese Ausübung anstreben und durch staatliche Gesetzgebungen schützen. So sind Banken und Notare Autoritäten, die den reibungslosen Ablauf und die Integrität des wirtschaftlichen Handelns vermitteln und garantieren sollen. Das Bitcoin-Protokoll funktioniert und vervielfältigt sich seit dem Jahr 2009 ununterbrochen und hinterfragt durch algorithmische Möglichkeiten des dezentralen ökonomischen Handelns die Existenz und das Monopol ebendieser Autoritäten. Blockchains sind nicht nur als Instrument gegebener Institutionen zu verstehen, sondern auch als Alternative zur zentralisierten Verwaltung und Schlichtung ökonomischer Interaktion zwischen Individuen, Organisationen und Maschinen.
Digitalisierungsprozesse stellen kritische Momente dar, in denen Unterbrechungen verfestigter Machtstrukturen möglich werden, unter anderem durch das Auftauchen institutioneller Räume, welche eigenen rechentechnischen und programmierbaren Regeln und Logiken folgen. Können Blockchains, unter anderem, hierarchie- und erlaubnisfreie digitale Einrichtungen sein, wo sich soziale Praktiken, Besitzverhältnisse und unmittelbare Beziehungen einschreiben und dokumentiert werden?
Biographical Note
José Herranz studiert und forscht seit 2011 an der RUB. Davor studierte er Informationswissenschaften an der Universidad Complutense de Madrid. In der Blockchain-Szene ist er seit 2016 aktiv, indem er selbst mit Blockchains experimentiert sowie zur Vernetzung zwischen Praxis und Wissenschaft beiträgt. Letztes Jahr hielt er einen Vortrag zur Rekonzeptualisierung der DAO auf dem BTCM (Blockchain Tech Crypto Meetup). Sein Promotionsprojekt trägt den Arbeitstitel „Blockchain-Technologie. Maschinischer, dezentraler, vertrauensloser Konsens.“