29.10.2019 | KATRIN KÖPPERT (Leipzig / D)
»This is an aesthetics of turbulence«. De-/Koloniale Mediengeschichten am Meeresboden
Abstract
Ausgehend von den Infrastrukturen gegenwärtiger Kommunikation sowie Fragen sozialer Ungleichheit, Rassismus, Imperialismus und Extraktivismus beschäftigte ich mich mit den Kabeln und Kanälen unseres digitalen Alltags. Mit zum Beispiel Glasfaserkabeln zu denken, heißt, sich nicht länger in der Cloud zu imaginieren, sondern am aufgeschwemmten Meeresgrund. Am Grund tauchen sobald die kolonialen Medien-Geschichten transatlantischer und -pazifischer Kommunikation auf. Immerhin folgen die Glasfaserkabel den Routen der Telegraphenkabel, die wiederum denen der Sklavenschiffe folgen. Im Schlepptau der Mediengeschichten des Schiffsverkehrs, der Telegrafie und der Digitalen Kommunikation befinden sich die Materialgeschichten, denen ich auch hinsichtlich dekolonialer Poetiken der Relation nachgehen möchte.
Biographical Note
Katrin Köppert studierte Gender Studies und Neuere deutsche Literatur an der Humboldt-Universität zu Berlin (M.A.) und promovierte mit einer kunst- und medienwissenschaftlichen Arbeit 2018 am Institut für Kunst und Visuelle Kultur an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Nach mehrjährigen wissenschaftlichen Tätigkeiten in Siegen, Los Angeles, London, Linz und Berlin sowie einem Stipendium am DFG-Graduiertenkolleg Geschlecht als Wissenskategorie (Humboldt-Universität zu Berlin) ist sie seit Oktober 2019 Juniorprofessorin für Kunstgeschichte/populäre Kulturen an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Queer Media Theory, Affect Studies und politische Gefühle, Visual Culture, Fotografietheorie und -geschichte, Post- und Dekoloniale (Medien-)Theorie. Der Tage erscheint in Ko-Herausgeberinnenschaft mit Juana Awad, Maja Figge und Grit Köppen: On Decolonial Deferrals in Art and Curatorial Practices, wissenderkuenste.de issue #8.
26.11.2019 | IVO RITZER (Bayreuth / D)
Majestät der Mise-en-scène
Abstract
Der zweite Vortrag der Medien|Denken-Vortragsreihe findet in Kooperation mit der Veranstaltungsreihe „Horizons West“ im endstation.kino in Bochum-Langendreer statt. Prof. Dr. Ivo Ritzer wird den Film FURY AT SHOWDOWN (1957, Gerd Oswald) mit einem kurzen Einführungsvortrag zum Thema „Majestät der Mise-en-scène“ vorstellen. Im Anschluss wird der Film mit Ivo Ritzer gemeinsam diskutiert.
Die Vorführung des Films (OV) beginnt um 17 Uhr (Eintritt für Studierende ist ermäßigt), der Einführungsvortrag mit anschließender Diskussion um ca. 18:20 Uhr (Eintritt ist frei).
Biographische Notiz
Ivo Ritzer promovierte mit einer Studie zur Dialektik von Genre- und Autorentheorie am Beispiel Walter Hill an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. 2016 folgte eine Habilitation zum Konzept der Mise-en-scène, erschienen 2017 unter dem Titel „Medialität der Mise-en-scène“ bei Springer. Nach Lehrtätigkeiten an den Universitäten Mainz und Siegen sowie einer Gastprofessur in Zürich ist Ivo Ritzer heute Professor an der Universität Bayreuth. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen Medien in Afrika, World Cinema, Film- und Fernsehtheorie, Genres und Medien.
10.12.2019 | KATRIN PAHL (Baltimore / USA)
Vegetal Self-Documents: Otobong Nkanga
Abstract
Via an analysis of two works by multi-media and performance artist Otobong Nkanga, the talk theorizes what it might mean to speak of mineral self-documents. Nkanga’s art draws on the documentary genre (in a highly formalized way) when she traces the socio-ecological context of exploitative extraction for materials of everyday as well as aesthetic use. I will consider her practice as a form of self-documentation, extending the meaning of “self” to include mineral as well as human-mineral aggregates sharing ‘ore/ourstory’ through Nkanga’s art. I conceptualize such making kin with rock as a mode of queer procreation and emphasize the decolonial need for a new culture of affect.
Biographical Note
Katrin Pahl is Associate Professor of German and Co-Director of the Program for the Study of Women, Gender, and Sexuality at the Johns Hopkins University. She received her PhD from the Department of Rhetoric at the University of California, Berkeley. The arc of her research is situated in the field of affect and emotion studies with an emphasis on gender and sexuality. Her publications include Tropes of Transport: Hegel and Emotion (Northwestern, 2012) and Sex Changes with Kleist (Northwestern, 2019). With a senior fellowship at the IKKM in Weimar in SS 2019 she began her current research project on the interrelation of sexualized, racialized and ecological violence in contemporary theater and multi-media art practice developing the sensorium for queer procreation or new, unseen, and unheard-of forms of queer life.
14.01.2020 | SULGI LIE (Bonn / D)
Gehend kommen. Adornos Slapstick
Abstract
„Er kann nicht bloß gehen, sondern er kann gehend kommen.“ In seiner Miniatur „Zweimal Chaplin“ zitiert Adorno diese paradoxe Formulierung aus Kierkegaards Schrift zur „Wiederholung“ als eine proleptische Beschreibung von Charlie Chaplin. Was heißt nun „Gehend kommen“? In dem Vortrag geht es darum zu zeigen, dass eine prismatische Deutung dieser rätselhaften Wendung in den Kern von Adornos Theorie des Komischen führt, ist in ihr doch das „Zweimal“ zugleich als Wiederholung und Widerspruch artikuliert.
Biographical Note
Sulgi Lie ist Vertretungsprofessor für Filmwissenschaft an der Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Seine Habilitationsschrift trägt den Titel „Gehend kommen. Adornos Slapstick: Charlie Chaplin & The Marx Brothers. Im Frühjahr 2020 erscheint mit „Political Film Aesthetics: The Outside of Film“ die englische Übersetzung seiner Dissertation bei Amsterdam University Press.