14.05.2019 | LORENZ ENGELL (Weimar /D)
Menschen/Fern/Sehen
Abstract
Folgt man dem “Anthropischen Prinzip”, einer kosmologischen Theorie über die (Un-) Wahrscheinlichkeit der menschlichen Existenz im Weltraum, müssen alle Beschreibungen des Universums zwangsläufig eine Szene oder einen Lebensraum vorsehen, in dem ein bestimmtes und besonders intelligentes Wesen auftreten und existieren kann, das als Autor dieser Beschreibungen gilt. Im Allgemeinen wird “der Mensch” in diese Position gebracht. – Ausgehend von den epochalen Fernsehbildern des Planeten Erde aus dem Weltraum zeigt sich jedoch, dass der kosmologische Lebensraum (die Erde) auch die Medien der Darstellung und Beschreibung und Messung des Universums enthalten muss, ganz besonders das Fernsehen. Die angenommene anthropische Szene als Bedingung für die Möglichkeit des Kosmos ist daher notwendigerweise ein nicht zentrierter medienanthropischer, z.B. televisueller Lebensraum, in dem sich Medien und Mensch schon immer miteinander verflochten haben. Der im Fernsehen fixierte und verstreute Globus ist der azentrische, satellitär gewordene Augapfel, durch den der Kosmos seither auf sich selbst schaut.
Biographical Note
Lorenz Engell ist seit 2008 Direktor (zus. mit B. Siegert) des Internationalen Kollegs für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie Weimar. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Operative Ontologien, Medien-Anthropologie sowie Film und Fernsehen als philosophische Apparaturen und Agenturen, als mediale Historiographien, als Zeichensysteme. Aktuell erarbeitet er ein Forschungsprojekt mit dem Titel Mediale Kosmogonien. Das anthropische Prinzip, die Bilder aus dem All und das Mediozän.