Summer School: 19. – 23. Februar 2018 (Blockseminar)
Wintersemester 2017/18
040 302 Teil 1: Spring School Fake News in der Vormoderne Lieven
19. – 23.02.2018, 9-17, GBCF 04/711
Vorbesprechung: Fr, 19.01.2018, 11-14, GABF 04/354
Sommersemester 2018
040 302 Teil 2: Forschen an Originalquellen (Exkursion) Lieven
21. – 23.05.2018, ganztägig von 10-17, am Anreisetag 11-17
Die beiden Veranstaltungen können nur als unbenotete Veranstaltungen belegt werden, z. B. als komplettes unbenotetes Ergänzungsmodul, oder als unbenotete Teilveranstaltungen (Vertiefendes Modul)
Kommentar
Die forschungsorientierte Spring School will die beteiligten Studierenden dafür sensibilisieren, dass “Wirklichkeit” ein soziales Konstrukt ist, das u.a. in Kunst und Literatur, Politik und Gesellschaft, Religion und Recht der Vormoderne seinen Ausdruck findet. Die damit verbundenen kulturellen Hervorbringungen und Objektivationen sollen sie als eben solche Ausdrucksformen begreifen lernen und zugleich erkennen, dass Zeugnisse der Vergangenheit nur zu verstehen und zu deuten sind, wenn sie kontextualisiert, d.h. wenn sie aus ihren spezifisch historischen und kulturellen Zusammenhänge heraus verstanden werden.
Nicht erst seit Begriffe wie „Fake News“ oder „postfaktisch“ in aller Munde sind, setzen sich die historisch ausgerichteten Kulturwissenschaften vieler Disziplinen mit dem Thema des “Fiktiven” auseinander. So zeichnet sich im Rahmen dieser Auseinandersetzung immer deutlicher ab, dass für die Individuations- wie auch für die Vergemeinschaftungsprozesse des Mittelalters und der frühen Neuzeit dem Rekurs auf die eigene Vergangenheit, dem Wissen um die Ursprünge, das als Resultat mythisierender Selbsthistorisierung beschrieben werden kann, eine zentrale Bedeutung zukommt; sie erzeugt eine „Eigengeschichte“, die über alle historischen Zäsuren und Brüche hinweg Kontinuität zum Zweck der Legitimationserhöhung schafft und damit in einem prospektiven Sinn nicht nur das Dasein von Individuen und Gruppen, sondern zugleich und darüber hinaus auch ihr Sosein begründen und prämieren kann. Wie dies funktioniert, untersucht die Spring School auf eine ganz neue, disziplinübergreifende und spannende Weise – mittels des weitgehend unerforschten Adelsarchivs auf Schloss Wissen am Niederrhein, das bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht.
Das Vorhaben möchte, neben einer intensiven Auseinandersetzung mit dieser Thematik, Gelegenheit dazu geben, Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens zu vertiefen, Methoden inter- und transdisziplinären Arbeitens kennenzulernen und kritische Auseinandersetzungen in wissenschaftliche Strategien umzusetzen. Im Rahmen der betreuten Arbeitseinheiten, vor allem aber im Rahmen des Workshops auf Schloss Wissen mit seinen praktischen Übungsanteilen im Archiv, können auch eigene Forschungsinteressen der Studierenden diskutiert und weiterentwickelt werden.
Teil 1: ln einführenden Vorträgen werden zunächst die Grundlagen, Arbeitstechniken, zielführenden Methoden und Modelle der unterschiedlichen Disziplinen zum Thema “Fake News in der Vormoderne” präsentiert und gemeinsam mit den Studierenden diskutiert. Im Anschluss an die Spring School werden die Studierenden unter Anleitung der Lehrenden und mithilfe des vorbereiteten Readers in einer Arbeitsphase, die dem Selbststudium gewidmet ist, eigenständig Fragenkomplexe in den Blick nehmen, die in der Forschung aktuell zum Thema diskutiert werden. Dabei sollen fortgeschrittene M.A.-Studierende des Studiengangs MaRS als Tutor/inn/en für die B.A.-Studierenden mitwirken. Im Rahmen der eng betreuten Arbeitseinheiten können eigene Forschungsinteressen der Studierenden diskutiert und weiterentwickelt werden.
Teil 2: Im Workshop auf Schloss Wissen werden die Ergebnisse des Selbststudiums der gesamten Gruppe vorgestellt und diskutiert. Die Teilnehmer/innen erhalten ein Feedback von Studierenden und Lehrenden, die ggf. Hinweise zur weiteren Bearbeitung geben. Dies dient zugleich der Evaluation des gesamten Vorhabens. Darüber hinaus ist der Workshop mit praktischen Übungsanteilen zur Archivarbeit und zu den Historischen Grundwissenschaften (Sphragistik, Paläographie, Diplomatik usw.) im Archiv der Grafen von Loe verbunden.
Literatur
Zur Einführung:
Gerd Althoff: Formen und Funktionen von Mythen im Mittelalter. In: Helmut Berding (Hrsg.): Mythos und Nation. Studien zur Entwicklung des kollektiven Bewusstseins in der Neuzeit. Frankfurt am Main 1996. S. 11–33.
Genealogie als Denkform in Mittelalter und früher Neuzeit (Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur 80). Hrsg. v. Kilian Heck und Bernhard Jahn. Tübingen 2000.
Michael Borgolte: Europas Geschichten und Troia. Der Mythos im Mittelalter. In: Troia – Traum und Wirklichkeit. Stuttgart 2001. S. 190–203.
Ein Reader zur Spring School wird den Studierenden in der ersten Sitzung zur Verfügung gestellt
Modulbeauftragter
Dr. Jens Lieven (Dozent), Fakultät für Geschichtswissenschaft, GA 4/41, Fon: +49(0)234-32-24655, email: jens.lieven@rub.de
Beteiligte Dozenten:
Prof. Dr. Berndt Bastert (Dozent), Fakultät für Philologie, Germanistische Mediävistik u. Deutsche Literatur des Spätmittelalters, GB 4/31, Fon.: +49(0)234-32-22880, email: bernd.bastert@rub.de
Anmeldeverfahren
Die Anmeldung erfolgt ausschließlich per E-Mail an den Dozenten Dr. Jens Lieven (jens.lieven@rub.de). Anmeldefristen: 04.12.2017 bis 19.01.2018.
TN-Plätze:
10/25 für den 1-Fach M.A. Geschichte Ergänzungsbereich
Termin 1. Sitzung:
Freitag, 19.01.2018, 11 Uhr