20.11.2018 | MARC SIEGEL (Johannes Gutenberg-Universität Mainz / D)
My Levitating Butt and Other Queer Abstractions
Abstract
The aesthetics of visibility politics, associated with the lesbian and gay liberation movement cinemas of the 1970s and ’80s, still drive most discussions of queer cinema. Queer has come to function primarily as an identity category and queer films tend to be only those that are either made by or represent queer people. At the time of its initial theorization, however, queer marked a challenge to the fixity of identity and suggested a beyond to existing regimes of representation. How can we incorporate this critical perspective on identity and representation into a concept of queer cinema? What kind of queer cinema pictures not simply queer lives and loves but, more importantly, those realms of abstraction beyond figuration? Relying on examples from the history of avant-garde film and video, this talk argues for the importance of aesthetic and narrative innovation to an understanding of queer cinema.
Biographical Note
Marc Siegel ist Professor für Filmwissenschaft an der Johannes Gutenberg–Universität Mainz. Seine Forschung und Veröffentlichungen liegen im Bereich des Experimentalfilms und der Queer Studies. Sein Buch A Gossip of Images wird 2019 bei Duke University Press erscheinen. Er ist u.a. Herausgeber einer Sonderausgabe der Zeitschrift Criticism zu Jack Smith (2014) und Mit-Herausgeber der Bücher Film Culture 80: The Legend of Barbara Rubin (Spector, 2018) und Synchronisierung der Künste (Fink, 2013). Siegel ist auch als freischaffender Kurator tätig und hat in Berlin 2018 das Festival und die Ausstellung Edit Film Culture! mitkuratiert.
18.12.2018 | CHRISTIANE VOSS (Bauhaus-Universität Weimar / D)
Seeing through – Dioramatische Perspektiven
Abstract
In diesem Vortrag geht es um ein theoretisch unterbehandeltes Medium, das zeitgleich mit Kino und Fotografie entstand und zudem bis heute global verbreitet ist: Das Habitat Diorama. Anders als die von Louis Daguerre her bekannten Dioramen zeigen diese in illusionistischen Settings präparierte Tiere in angestammten Lebensräumen und beanspruchen „Fenster zur Natur“ zu sein. Im Vortrag geht es um die mimetischen Strategien dieser Medien zur Wissensvermittlung sowie um ihr medientechnisches Unbewusstes, das Aspekte des Unheimlichen mit solchen der Melancholie und Phantasmen der Naturbeherrschung auf idiosynkratische Weise in sich zusammenführt. Zu fragen ist auch nach ihren reflexiven Potenzialen für eine heute zeitgenössische Rezeption.
Biographical Note
Christiane Voss hat an den Universitäten Wuppertal, Wien, FU Berlin und dem Trinity College Dublin Philosophie, Kunstgeschichte und Linguistik studiert. Promovotion an der Fu Berlin in Philosophie mit der Arbeit: “Narrative Emotionen. Grenzen und Möglichkeiten einer Philosophie der Emotionen” (ersch. Berlin, de Gruyter 2003). Habilitation in Philosophie mit der Arbeit: “Der Leihkörper. Ästhetik und Erkenntnis der Illusion” (ersch.:Fink,München 2013).
Wissenschafliche Mitarbeiterin am SFB 626 FU Berlin “Ästhetische Erfahrung im Zeichen der Entgrenzung der Künste” (2003-2010); Professur für Philosophie a.v Medien, Bauhaus-Universität Weimar seit 2011.
Zahlreiche Publikatione und Herausgaben (letztere zum Teil zus. mit Gertrud Koch, Lorenz Engell und Maria Muhle) zu Themen der Philosophischen Ästhetik, Film- und Medienphilosophie, Philosophie der Affekte und Medien-Anthropologie (siehe website). Aktuell im Erscheinen: Medienanthropologische Szenen, (Hrsg. zus. mit Lorenz Engell und Katerina Krtilova, Fink, München 2018).
14.01.2019 | NANNA HEIDENREICH (ifs internationale filmschule Köln / D)
Er/Zählweisen. Klimawandel und Migration
Abstract
Ende März 2018 hat die Weltbank ihren Bericht zur Klimamigration publiziert. Darin präsentiert werden geodeterministische Verräumlichungen von Migration, wie Geodeterminismus generell große Teile der Migrationsdebatte bestimmt (so Sybille Bauriedl in ihrem Blog „Klimadebatte“).
Begriffe wie Umweltmigration, Klimaflucht usw. sind seit einigen Jahren ebenso umstritten wie zunehmend gebräuchlich und Gegenstand von Studien und Risikoszenarien. Teil ihrer Aushandlung sind dabei mediale Formatierungen (u.a. der Spielfilm ‚The March‘ von David Wheatley, GB 1990), die Klima, Zählweisen, Flucht und Migration u.a. als Scripted Reality, als Wettervorhersage und andere (Un-)Wahrscheinlichkeiten inszenieren, konstatieren und prognostizieren. Der Vortrag befasst sich mit diesen Er/Zählweisen von Migration und Klimawandel und problematisiert besonders deren Verdatung.
Biographical Note
Nanna Heidenreich ist seit 2016 Prof. für Digital Narratives/Theory an der ifs internationale filmschule köln. Daneben ist sie als Kuratorin tätig, u.a. von 2009-2017 für Forum Expanded (Berlinale), und von 2015-2017 für das HKW Berlin, wo sie Projekte zum Nationalstaat, zur Politisierung des Zuhörens und zu Migration & Schule sowie zur Vorbereitung des Tribunals NSU-Komplex Auflösen realisiert hat. Für Herbst 2019 bereitet sie ‚Hotspots‘ an der Akademie der Künste der Welt vor, ein Vorhaben, das sich mit dem Meeresraum zwischen Tiefseeforschung und Migrationsbewegungen befasst. 2019 erscheint bei transcript ihr neues Buch „Kunst der Migration“ in der Reihe post_koloniale Medienwissenschaft. Sie lebt in Berlin. Etwas Einblick in ihre Arbeit findet sich hier: nannaheidenreich.net.
29.01.2019 | JOSÉ HERRANZ (Ruhr-Universität Bochum / D)
Blockchains als institutioneller Raum: Bank, Notar, Archiv
Abstract
Die Regelung kapitalistischer Besitzverhältnisse und Beziehungen wird primär durch Institutionen ausgeführt, die das Monopol über diese Ausübung anstreben und durch staatliche Gesetzgebungen schützen. So sind Banken und Notare Autoritäten, die den reibungslosen Ablauf und die Integrität des wirtschaftlichen Handelns vermitteln und garantieren sollen. Das Bitcoin-Protokoll funktioniert und vervielfältigt sich seit dem Jahr 2009 ununterbrochen und hinterfragt durch algorithmische Möglichkeiten des dezentralen ökonomischen Handelns die Existenz und das Monopol ebendieser Autoritäten. Blockchains sind nicht nur als Instrument gegebener Institutionen zu verstehen, sondern auch als Alternative zur zentralisierten Verwaltung und Schlichtung ökonomischer Interaktion zwischen Individuen, Organisationen und Maschinen.
Digitalisierungsprozesse stellen kritische Momente dar, in denen Unterbrechungen verfestigter Machtstrukturen möglich werden, unter anderem durch das Auftauchen institutioneller Räume, welche eigenen rechentechnischen und programmierbaren Regeln und Logiken folgen. Können Blockchains, unter anderem, hierarchie- und erlaubnisfreie digitale Einrichtungen sein, wo sich soziale Praktiken, Besitzverhältnisse und unmittelbare Beziehungen einschreiben und dokumentiert werden?
Biographical Note
José Herranz studiert und forscht seit 2011 an der RUB. Davor studierte er Informationswissenschaften an der Universidad Complutense de Madrid. In der Blockchain-Szene ist er seit 2016 aktiv, indem er selbst mit Blockchains experimentiert sowie zur Vernetzung zwischen Praxis und Wissenschaft beiträgt. Letztes Jahr hielt er einen Vortrag zur Rekonzeptualisierung der DAO auf dem BTCM (Blockchain Tech Crypto Meetup). Sein Promotionsprojekt trägt den Arbeitstitel „Blockchain-Technologie. Maschinischer, dezentraler, vertrauensloser Konsens.“