Konzept/ Vorüberlegungen

Die Veranstaltung bietet für alle Beteiligten eine einmalige Chance:

Für die Jugendlichen in Haft ist die Veranstaltung eine Einladung zur Begegnung mit Filmkunst.
Filme sind in besonderem Maß in der Lage die Emotionen junger Menschen zu spiegeln und als Medium komplexer Gefühlslagen zu dienen. Das gemeinsame Erleben im Kinodunkel bietet eine positive Gruppenerfahrung. Die Filme bieten einerseits vielfältige Anknüpfungspunkte an die eigene Biographie, andererseits werfen sie die ‚großen Fragen’ nach Liebe, Freiheit und individuellen Entscheidungsmöglichkeiten auf. Sie können neue Sichtweisen vermitteln, und Lust auf andere Erfahrungen machen. Kritische Situationen sowie bisher Unerreichbares kann ‚durchgespielt’ werden. Die anschließende Diskussion setzt der Sprachlosigkeit und Ohnmacht der Haft etwas entgegen. Die Jugendlichen werden in ihren Erfahrungen und Meinungen ernst genommen und erfahren Respekt und Interesse.  Überdies bieten die wöchentlichen Treffen eine willkommene Unterbrechung der Isolation in Haft.

Für die teilnehmenden Studierenden bietet die Veranstaltung die Einführung in die Praxis der Filmvermittlung. Vom Auswählen und Zusammenstellen von Filmreihen, dem Erarbeiten von Fragestellungen und dem Vorstellen von Filmen bis zum anschließenden gemeinsamen Sprechen über Film. Bisherige Studieninhalte werden in die Praxis übersetzt und wöchentlich ausgetestet. Das Filmerleben der Jugendlichen in Haft kann reflektiert und eigene Sicht- und Redeweisen in Frage gestellt werden. Die gewonnenen Erfahrungen begleiten die Studierenden in ihre spätere Arbeitswelt als Redakteure, Produzenten oder in Kulturmanagement und -verwaltung. Darüber hinaus ist die Veranstaltung eine Gelegenheit Gefängnis – einen unsichtbaren und unzugänglichen Bereich von Gesellschaft – kennen zu lernen.

Filmauswahl, Filmvermittlung sowie die Begegnung mit Gefängnis und inhaftierten Jugendlichen wird im Vorfeld sorgfältig vorbereitet. Konkret beginnen die Studierenden mit dem Zusammenstellen einer Filmreihe und der Erarbeitung von Methoden der Filmvermittlung. Für einen Vortrag habe ich Klaus Jünschke gewonnen. Als ehemaliges RAF Mitglied war er selbst lange in Haft, seit 20 Jahren arbeitet er als Erziehungs- und Sozialwissenschaftler mit straffällig gewordenen Jugendlichen. Sein Vortrag konnte für die Bedingungen und Konsequenzen von Jugendhaft sensibilisieren. Er erklärte, dass Jugendhaft als Vergrößerungsglas dienen kann, unter dem gesellschaftliche Ungerechtigkeiten vom Kindergarten bis zur Ausbildungssituation, sichtbar werden. Vor Ort, d. h. in der Justizvollzugsanstalt Wuppertal klärte der Leiter des pädagogischen Dienstes für jugendliche Untersuchungsgefangene, Herr Möller, mit einer Einführung über die Inhaftierten, Alltag und Ablauf in der JVA Wuppertal auf.

Die Veranstaltungsreihe wurde durch Plakate angekündigt. Die Jugendlichen meldeten sich für die Filmabende selbst an, sie wurden nicht durch Autoritätspersonen ausgewählt. Die Abende in eigens dafür hergerichteten Räumlichkeiten der JVA beginnen gegen 17 Uhr mit der Begrüßung/Einleitung (15 Minuten), es folgt die Filmsichtung (90-115), die Rauchpause (15) und das Filmgespräch (60). Der Abend endet mit dem Einschluss gegen 20.30 Uhr.

Verdunkelung, ein tragbarer Beamer sowie die Filme werden mitgebracht. Getränke und Snacks für eine ausgelassene ‚Kinoatmosphäre’ ebenfalls.

* „Filme befreien den Kopf“ ist ein Zitat von Rainer Werner Fassbinder.
Das Seminar ist die Fortsetzung einer Veranstaltungsreihe in der das Sprechen über Film im Mittelpunkt steht.

»Filme befreien den Kopf«

Über Film sprechen mit jungen Gefangenen in der JVA Wuppertal

Eine Lehrveranstaltung von Dr. Hilde Hoffmann

Projekt

Am ersten Abend war die Spannung der TeilnehmerInnen – der Studierenden sowie der Häftlinge – riesengroß. Nach den Vorbereitungen fühlten sich die Minuten bevor die Wuppertaler aus den Zellen geführt wurden an wie das Warten auf die ersten Gäste einer Party
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