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Jennifer Eickelmann “Who cares? Öffentlichkeiten und Verletzbarkeiten kuratieren – Sorge für Verbindungen tragen“

Dezember 12 @ 16:00 18:00

Gastvortrag im Rahmen der Vortragsreihe Digitale Gewalt und Antifeminismus organisiert von der dezentralen Gleichstellung Phil & Sowi sowie dem Marie Jahoda Center for International Gender Studies

Sogenannte ‚Hassrede‘ im Netz, d.h. die Verbreitung diffamierender, missachtender Adressierungen entlang soziomedialer Kategorien wie gender, race…, gehört zum Alltag der Social Media-Praxis. Dabei sind ihre destruktiven und gefährdenden Effekte, zumindest gemeinhin, längst anerkannt. Mit der zunehmenden Beachtung der Rolle algorithmisierter Empfehlungssysteme und Aufmerksamkeitsmärkte stellen sich allerdings weitere Fragen danach, wie Öffentlichkeiten und Verletzbarkeiten nicht nur produziert, sondern auch reguliert bzw. kuratiert werden (sollen). Hier von Kuratierung – und weniger von Regulierung – zu sprechen, folgt dem Anspruch, die Frage, wie Konnektivität im Kontext Social Media und darüber hinaus ausgestaltet und (re-)konfiguriert wird, nicht nur als ein Problem der Governance, sondern als ein Problem des Sorgetragens in digitalen Kulturen auszuweisen. Dabei handelt es sich, so möchte der Vortrag zeigen, um einen umfassenden Komplex an Sorgetechniken, bei dem – eingebettet in (globale) Ungleichheitsverhältnisse – neben plattformökonomischen Aspekten auch rechtsstaatliche Regulierungen Digital Services Act) sowie mikropolitische Onlinepraktiken zum Tragen kommen.

Reihe Digitale Gewalt und Antifeminismus

Verbale Gewalt, Drohungen, Doxing, Troll-Attacken, Verleumdung, Beleidigung u.v.m.: Die Zahlen der Betroffenen von digitaler Gewalt sind alarmierend. Jede zweite befragte Person wurde schon einmal online beleidigt, 26 Prozent mit Gewalt bedroht, 13 Prozent mit sexueller Gewalt (Kompetenznetzwerk Hass im Netz 2024). Digitale Gewalt hat dabei reale Auswirkungen und wirkt oft nicht weniger schlimm als Gewalt in physischen Räumen – dennoch wird das Phänomen weniger ernst genommen als andere Gewaltphänomene. Gegenstand der Angriffe sind besonders häufig Frauen, von Antisemitismus und Rassismus Betroffene.

Hass wird dabei „politisches Mittel“ (Kompetenznetzwerk 2023): Gezielte Angriffe auf Journalist:innen, Wissenschaftler:innen, Politiker:innen sowie Content Creator:innen bedrohen nicht nur Personen in ihrer Integrität und Subjektivität, sondern auch die demokratischen Institutionen und Öffentlichkeiten. Durch das Einschüchtern und Bedrohen ihrer Vertreter:innen – insbesondere im Bereich der Genderforschung und des Feminismus, wird Forschung, Lehre und Zivilgesellschaft in diesem Bereich angegriffen. Von digitaler Gewalt besonders betroffen sind marginalisierte Gruppen. Dabei sollten digitale Räume allen Menschen unabhängig von Geschlecht, Alter und Herkunft offenstehen. Viele Betroffene ziehen sich bereits aus dem Diskurs zurück, was Folgen für die Öffentlichkeit und Demokratie hat. 

In dieser Vortragsreihe beschäftigen wir uns daher mit interdisziplinären Ansätzen zur Entstehung, Wirkung und Bekämpfung von digitaler Gewalt auf Plattformen, in Chats und Foren, die sich insbesondere gegen FLINTA und Gleichstellungsmaßnahmen sowie Geschlechterforschung richten. Wichtig ist daher eine gender- und diversitätssensible Perspektive auf Gewalt, die insbesondere marginalisierte Betroffenengruppen in den Blick nimmt. 

Dezentrale Gleichstellung der Fakultäten Philologie und Sozialwissenschaft und das Maria Jahoda Center for International Gender Studies

GB 1/144

Gina Pirsig