Obwohl der BA/MA-Studiengang Medienwissenschaft erst 2002 eingerichtet wurde, blickt das Institut auf eine verzweigte und über mehrere Disziplinen verteilte Geschichte zurück.
Der älteste dieser Zweige ist so alt wie die Ruhr-Universität Bochum selbst: Obwohl das Fach Publizistik und Kommunikationswissenschaft im ursprünglichen Strukturplan der 1965 gegründeten Ruhr-Universität Bochum nicht vorgesehen war, gab es seit dieser Zeit Lehrveranstaltungen zu diesem Themengebiet im Rahmen einer “Arbeitsgemeinschaft für Fragen der Medienkunde und Medienerziehung”, die vom Lehrstuhl für Erwachsenenbildung am Institut für Pädagogik initiiert wurde. Ab 1969 entwickelte sich daraus die Sektion Publizistik und Kommunikation, die den Studiengang Publizistik und Kommunikationswissenschaft zunächst als Nebenfach und ab 1972 als Hauptfach anbot. Die Sektion war Teil der Fakultät für Pädagogik, Philosophie und Publizistik und verfügte über drei Professuren, die von Kurt Koszyck, Heinz-Dietrich Fischer, Barbara Baerns, Christina Holtz-Bacha, Franz R. Stuke, Romy Fröhlich und Barbara Thomaß besetzt waren.
Parallel entstand an der Fakultät für Philologie 1989 – unter anderem auf Betreiben von Friedrich Kittler – das Institut für Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft. Von 1990 bis 1994 beheimatete das Institut eine prestigereiche, von der Stadt Bochum gestiftete Gastprofessur, die der Filmemacher Hark Bohm, der Philosoph Vilém Flusser, die Filmtheoretikerin Kaja Silverman und der Theatersemiotiker Patrice Pavis innehatten. 1995 löste sich die Theaterwissenschaft und gründete ein eigenes Institut. Die drei regulären Professuren der Film- und Fernsehwissenschaft waren von Wolfgang Beilenhoff, Gertrud Koch, Gunther Salje, Peter Spangenberg und Eva Warth besetzt.
Auf Empfehlung eines vom Land NRW eingesetzten Expertenrats wurden 2001 die Sektion für Publizistik und Kommunikation und des Instituts für Film- und Fernsehwissenschaft zum an der Fakultät für Philologie angesiedelten Institut für Medienwissenschaft fusioniert. Im Zuge der Bologna-Reform 2002 wurde der neue BA/MA-Studiengang Medienwissenschaft eingerichtet. Der Stern, der damals noch über solche Themen berichtete, schrieb zu dieser Zusammenlegung am 20.8.2001: „Die Experten begründen ihre Entscheidung mit dem sehr geringen fachlichen und an den Interessen der Studenten und zukünftiger Arbeitgeber vorbei gehenden Angebot der Sektion. Zudem verweist der Expertenrat auf den wesentlich praxisbezogeneren Studiengang Journalistik in Dortmund.“ [Link]
Zu Beginn verfügte das fusionierte Institut über sechs Professuren. Durch die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftungsprofessor für Theorie und Geschichte bilddokumentarischer Formen, die Juniorprofessur Medientechnik und Medienphilosophie sowie die WISNA-Professur Virtual Humanities ist das Institut seitdem stark gewachsen und gegenwärtig das größte medienwissenschaftliche Institut Deutschlands. So kann es das Forschungsfeld der Medienwissenschaft in voller Breite von audiovisuellen Medien über Gender Studies bis hin zu digitalen Medien abdecken. Seit 2016 beheimatet das Institut zudem das DFG-Graduiertenkolleg Das Dokumentarische und ist seit 2022 maßgeblich am Sonderforschungsbereich 1567 Virtuelle Lebenswelten beteiligt.