Medien|Denken – Filmerotiken der 1970er – Hannah Peuker

Der Vortrag unternimmt den Versuch, ästhetische und politische Paradigmen erotischer Kinematographien der 1970er-Jahre durch eine transnationale Analyseperspektive zu betrachten. Am Anfang dieses Versuchs steht die Beobachtung, dass erotische Filme der 1970er-Jahre in einer Zeit zunehmender globaler Vernetzungen von Filmkulturen anzusiedeln sind und demnach das nationale Kinomodell grundlegend überschreiten. Entgegen gängigen Betrachtungen erotischer Filme der 1970er-Jahre, die entweder in nationalen Filmgeschichtsschreibungen verhaftet bleiben oder geläufige Gegenüberstellungen zwischen dem sogenannten Globalen Norden und dem Globalen Süden reproduzieren, rückt der Vortrag brasilianische Erotikfilme, Pornochanchadas, ins Zentrum der Analyse. Aus einer sowohl migrationsgeschichtlich als auch filmkulturell informierten Perspektive wird argumentiert, dass Pornochanchadas insbesondere mit japanischen Pink Filmen und italienischen Erotikkommödien Wechselbeziehungen etablieren. Einzelne Filmbeispiele dienen als Ausgangspunkte, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den drei Filmkulturen zu betrachten und ein filmkulturelles Netz zu entwerfen, das weder in eurozentrischen noch in World Cinema Kontexten bislang Beachtung gefunden hat.

Hannah Peuker ist seit September 2024 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Filmwissenschaft mit dem Schwerpunkt Filmtheorie und Filmästhetik von Prof. Dr. Oliver Fahle. Zuvor promovierte sie im DFG-Graduiertenkolleg ‘Medienanthropologie’ an der Bauhaus-Universität Weimar mit einer Dissertation zum Thema „Filmerotik. Techniken und Politiken der Anthropomedialität im Kino der 1970er-Jahre“. 2019 schloss die den ‘International Master in Audiovisual and Cinema Studies’ (IMACS) an der Goethe-Universität in Frankfurt mit Auslandssemestern und Forschungsaufenthalten in Montréal, Barcelona und São Paulo ab.