23.01.2018 | GERTRUD KOCH (FU Berlin / D)
Die Realität der filmischen Illusion – Zum Problem der dokumentarischen Form
Abstract
Ausgehend von der These, dass Film qua medialer Konstitution Verfahren der Illusionsbildung beinhaltet, stellt sich die Frage, wie sich diese mediale Konstellation in Bezug auf den Realismus/Wirklichkeitsbezug des Dokumentarfilms auswirkt. Die verschiedenen theoretischen Vorschläge (Index, fotografische Referentialität, semiopragmatische Adressierung etc.) sollen auf die doppelte Konstitution des filmischen Mediums hin untersucht werden. Der Materialismus des Vorfilmischen (was sich vor der Kamera ereignet) und das Illusionsmoment des innerfilmischen Geschehens (die Erzeugung einer Welt) stehen dabei in einer interessanten Spannung. Das Deiktische des Bildes weist über den Frame hinaus auf die Welt im Off und die filmische Präsentation holt sie in die Immanenz des Films zurück – an signifikanten filmischen Antworten auf diese Frage sollen deren Aporien erfahrbar werden.
Biographical Note
Prof. Dr. Gertrud Koch ist Professorin für Filmwissenschaft an der Freien Universität Berlin und Visiting Professor an der Brown University, USA. Zahlreiche Gastprofessuren im In- und Ausland. Forschungsaufenthalte am Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen, am Getty Research Center in Los Angeles u.v.a. Monographien: Herbert Marcuse zur Einführung (zus.mit Hauke Brunkhorst), Hamburg 1987; “Was ich erbeute, sind Bilder”. Zur filmischen Repräsentation der Geschlechterdifferenz, Frankfurt a.M. 1988; Die Einstellung ist die Einstellung. Zur visuellen Konstruktion des Judentums, Frankfurt a.M. 1992; Siegfried Kracauer zur Einführung, Hamburg 1996; Breaking Bad, Berlin 2015; Die Wiederkehr der Illusion. Der Film und die Kunst der Gegenwart, Berlin 2016; Zwischen Raubtier und Chamäleon. Texte zu Film, Medien, Kunst und Kultur, hg. von Judith Keilbach und Thomas Morsch, München 2016.