Der Rosshändler Michael Kohlhaas aus Heinrich von Kleists gleichnamiger Novelle ist sicherlich der bekannteste Querulant der Medien- und Literaturgeschichte. Aufgrund seines verletzten Rechtsgefühls verwüstet er im Zorn ganze Landschaften mit seinen Handlangern, brennt Städte nieder und ermordet seine Gegner. Er kämpft um sein Recht – ohne Rücksicht auf finanzielle, emotionale oder soziale Verluste. Das war damals.
Querulanten gibt es jedoch auch heute. Typisch ist für sie, dass sie ohne Aussicht auf Erfolg Rechtskämpfe vor Gericht ausfechten. Der Anlass ist dabei meist geringfügig und steht in keinem Verhältnis zu dem rechthaberischen und unbelehrbaren Verhalten der Querulanten. Manche schreiben täglich mehrere Briefe an die Gerichte, womit die Arbeitskapazität der Rechtsprechung massiv eingeschränkt wird. Psychiater diagnostizieren bei ihnen das sogenannte „Michael-Kohlhaas-Syndrom“ und stellen damit den Bezug zu Kleists fiktiver Gestalt her.
Anlässlich des 240. Geburtstags von Heinrich von Kleist befasst sich der Medienwissenschaftler Rupert Gaderer mit der Geschichte des Querulierens, rekonstruiert bekannte Querulanten-Fälle und diskutiert über Möglichkeiten und Grenzen des Rechtzugangs in Deutschland.