Zusätzliche Teilveranstaltung für Vertiefungsmodule im SoSe 14 – M.A. Phase
051 767
Dr. Bianca Westermann
Di. 14-16, GB 02/160
Termin-/Raumänderung beachten
Di. 16-18, GB 03/42
Medienanthropologie(n) der Prothese
Kommentar:
Prothesen lassen sich nicht auf den Status eines rein materiell-technischen Artefakts reduzieren, vielmehr ist ihr Bedeutungshorizont immer auch durch eine kulturell-diskursive Ebene bestimmt. In dieser gleichermaßen widersprüchlichen wie unauflösbaren Verknüpfung sind die kulturellen Faszinationspotentiale der Prothese begründet. Prothesen zeugen nicht nur von einer (potentiellen) Wiederherstellbarkeit körperlicher Funktionalitäten, in sie sind zugleich situative und zeitspezifische Vorstellungen des Verhältnisses des Menschen zu seiner Technik eingeschrieben. Nicht ohne Grund wird der Prothesen- bzw. allgemeiner der Werkzeuggebrauch mancherorts zur conditio humana erhoben.
Aufbauend auf einer intensiven Textlektüre, wird das Seminar der Frage nachgehen, inwiefern Prothesenkonzepte in ihrer materiell-metaphorischen Verfasstheit als ein Medium zur Welt lesbar werden. Dabei stehen die Widersprüche, aber auch die Gemeinsamkeiten zwischen realen, potentiell Funktionen erhaltenden Artefakten und Prothesenmetaphern wie z. B. der Organprojektionsthese (Ernst Kapp), der Technik als Organersatz (Arnold Gehlen) den Medien als Organextension (Marshall McLuhan) bis hin zu natural born cyborgs (Andy Clark) im Fokus.
Anmeldungen per Mail an: Bianca.Westermann@rub.de
Anmeldung per VSPL ab April.
Zur Einführung:
Vivian Sobchack: A Leg to Stand on: Prosthetics, Metaphor, and Materiality, in: Dies.: Carnal Thoughts. Embodiment and Moving Image Culture, Berkeley/London 2004, S. 205-225.
Bernd Flessner: Emanzipation der Prothese und multitechnokulturelle Gesellschaft, in: Karl R. Kegler und Max Kerner (Hg.): Der künstliche Mensch. Körper und Intelligenz im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit, Köln 2002, S. 193-216.