051 731 „Das ist ein Hut“ Performative Text-/Sprache-/Bildbeziehungen in Kindermedien
2st., Mi 16-18, GABF 04/611
Gegenstandsmodul: Print
Systematisches Modul: Theorien & Methoden
Kommentar
Kopplungen und Dopplungen von Text, Sprache und Bild, die insbesondere in Kinderliteratur (Bilderbüchern, Märchen, Comics etc.) sowie in Kinderfilmen vermehrt zu finden sind, erklären sich pädagogisch durch den Anspruch, kindlichen LeserInnen die Beziehung zwischen dem Wort und dem bezeichneten Objekt „beizubringen“. Es bedarf jedoch einer genaueren sprach- und letztlich medienwissenschaftlichen Analyse, um die komplexen Bezeichnungssysteme und die mit ihnen gekoppelten Prozesse der Bedeutungsproduktion umfassender zu durchleuchten. Mit diesem Anspruch stellen sich etwa Fragen nach den unterschiedlichen Formen und Motiven dieser Kopplungen (z.B. Sprachbilder, Wortspiele, Reime, Verwandlungen aufgrund von Zaubersprüchen), nach den Kausalitäten innerhalb der Wort-/Sprache-/Bild-Beziehungen (handelt es sich um Illustrationen von Begriffen oder um das Benennen von bildlich dargestellten Objekten), nach den Kennzeichnungen von sichtbar werdenden Erzählinstanzen und dem damit gekoppelten Modus des Vorlesens sowie nach weiteren(sprach-)philosophischen Implikationen. So werden in wiederkehrenden Fragen wie „Wer bist Du?“ und (Selbst-)Bezeichnungen wie „Ich bin Alice“ letztlich Identitäten und die medialen Bedingungen ihrer Entstehung verhandelt. Zudem kommen Gedanken, Worten und Sprechakten wirklichkeitsstiftende Funktionen zu, die es wiederum im Hinblick auf die medialen Verfasstheiten zu thematisieren gilt (hierzu zählt z.B. das filmische „Zum-Leben-Erwecken“ im Prozess einer Kinderbuchverfilmung). Ausgehend von diesen Überlegungen möchte das Seminar Kindermedien nicht als simpel strukturierte und leicht verständliche Texte lesen, sondern ihren komplexen medialen Strukturierungen nachspüren, die nicht nur eine Sichtbar-Werdung von kulturellen Bezeichnungs- und Sinnstiftungsprozessen ermöglichen, sondern – so die zu diskutierende These des Seminars – die sprachlichen und medialen Grenzen dieser Prozesse zu einer produktiven Neu-Verhandlung offen legen.
Das Seminar gliedert sich in einen vorbereitenden theoretischen Teil, in dem Texte unterschiedlicher Disziplinen wie Linguistik, Sprachphilosophie, Semiotik, Erzähltheorie, Filmtheorie und Childhood Studies behandelt werden, und einen praktischen Teil, der sich detaillierten Analysen von literarischen und filmischen Werken (u.a. The Wizard of Oz, Le Petit Prince, Winnie the Pooh, The Cat in the Hat, Alice in Wonderland sowie den Comicreihen Little Nemo, Calvin & Hobbes und Peanuts) widmet.