Folgendes Seminar von Herrn Niewerth wird zusätzlich angeboten:

051 732     Look! Up in the sky!
2st., Di 10-12, GA 1/153
Gegenstandsmodul: Print
Systematisches Modul: Mediengeschichte

Kommentar

Superhelden und -heldinnen dürfen wohl als die quintessentiellen Mythengestalten der amerikanischen Moderne gelten: In ihnen manifestieren sich technologische Machbarkeitserwartungen ebenso wie weltanschauliches Sendungsbewusstsein; sie verkörpern mit dem 20. Jahrhundert eine Epoche, die neben rasanten Fortschritten in Wissenschaft und Technik vor allem von der Erfahrung dreier Weltkriege (zweier heißer und eines kalten) geprägt war. Entsprechend fallen die Bewertungen der Superhelden durch die Kulturkritik oft ernüchternd aus. Mal werden sie als faschistoide Machtphantasien gelesen – sind doch die meisten Superhelden mindestens Söhne und Töchter der Mittelschicht, die von ihnen gejagten Verbrecher hingegen sozial unerwünschtes Lumpenproletariat. Mal erscheinen sie als pubertäres Weltfluchtmaterial, das realen Problemen mit utopischen Lösungen begegnet. Und gerade im Zusammenhang mit Superheldinnen ist es immer wieder der male gaze, der im Zentrum der Kritik am Superheldengenre steht und der weibliche Charaktere entweder zu reinen Spektakeln oder aber zu Motivationslieferanten für männliche Helden degradiert (siehe hierzu z.B. das Blog Women in Refrigerators).

Spätestens seit dem Ende des ‘Silbernen Zeitalters’ der Comichefte in den 1980er Jahren jedoch sind auch die Superhelden in der Postmoderne angekommen. Die Helden sind düsterer, ihre Konflikte vielschichtiger, ihre Motivationen komplexer – und ihre medialen Erscheinungsformen zahlreicher geworden. Das Seminar möchte sich alternativen Lesarten und Deutungen annähern, die dieser Wandel ermöglicht hat und dabei vor allem nach dem subversiven Potential eines Figurentypus fragen, der einst wie kein anderer ‘Recht und Ordnung’ zu verkörpern schien. Von klassischen Helden wie Superman und Batman über dezidiert subalterne Gestalten wie Swamp Thing und die X-Men bis hin zu bewusst mit dem Genre brechenden Arbeiten wie Alan Moores Watchmen wollen wir Helden und Serien (die gerne auch von den Seminarteilnehmern vorgeschlagen werden dürfen) auf ihren Umgang mit dem Superheldentopos in wechselnden historischen und medialen Situationen untersuchen. Vorraussetzung für den Teilnahmenachweis ist die Übernahme eines Referates oder die Anfertigung eines Essays von etwa 4 Seiten Umfang. Obwohl auch Filme, Computerspiele usw. Gegenstand des Interesses sein werden, sollte zumindest eine Toleranz für Comiclektüre mitgebracht werden.

 

 

Christian Heinke