Abstract
Algorithmen sind ein grundlegendes und ubiquitär eingesetztes Instrument des Digitalen, dessen Auswirkungen auf das Dokumentarische mit Blick auf digitale Medien bereits einschlägig in den Fokus gerückt wurden. Die Entwicklungen des maschinellen Lernens und künstlicher neuronaler Netzwerke führt die Aufgabenbereiche entsprechender Algorithmen von der Ausführung zuvor festgeschriebener Arbeitsschritte zu einem vermeintlich eigenständigen Lernerfolg und der Produktion neuer Erkenntnisse. Prognostisch arbeitende Algorithmen sind eine besondere Form dieser hochkomplexen Systeme, bei denen algorithmische Datenverarbeitung genutzt wird, um das bis dato Unbekannte der Zukunft greifbar zu machen. Doch auf welche Art und Weise verändern prognostisch arbeitende Algorithmen spezifische Charakteristika des Dokumentarischen? Diese Frage steht im Fokus des Dissertationsvorhabens und soll insbesondere anhand von zwei elementaren Verschiebungen in den Blick gerückt werden.
Auf der einen Seite können die hochkomplexen Algorithmen als nicht-menschlicher Akteur des Dokumentarischen beschrieben werden, dessen Erfassungs-, Speicherungs- aber vor allem dessen Auswertungsprozesse dokumentarischer Inhalte Machtgefüge verschieben und das Dokumentarische der menschlichen Kontrolle entziehen können. Auf der anderen Seite erweitern prognostisch arbeitende Algorithmen die vermeintlich eindeutig beschreibbaren zeitlichen Ebenen. Neben Vergangenheit und Gegenwartsbetrachtungen wird dadurch das zukünftig Mögliche zur dokumentarischen Größe.
Prognostisch arbeitende Algorithmen werden so unter anderem in der Medizin eingesetzt, um Krankheitsverläufe vorherzusagen, sollen der Polizei mit entsprechenden Prognosen helfen die Kriminalitätsraten zu senken und sind elementarer Bestandteil von Navigationssystemen. Neben dem möglichen Nutzen und den Grenzen dieser Technik sollten auch Fragen nach der Reproduktion existierender Machthierarchien und einem notwendigen Handlungsbedarf diskutiert werden.
Vita
Von 2011 bis 2015 Studium der Medien- und Kulturwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Von 2016 bis 2019 Studium der Medienwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum. Von 2018 bis 2019 Wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Medienwissenschaft an der Professur für Mediengeschichte und Kommunikationstheorie bei Prof. Dr. Stefan Rieger, Ruhr-Universität Bochum. Seit Oktober 2019 Wissenschaftliche Mitarbeiterin (Promotion) am DFG-Graduiertenkolleg „Das Dokumentarische. Exzess und Entzug“, Ruhr-Universität Bochum.
Kontakt
Jana Hecktor, M.A.
DFG-Graduiertenkolleg
»Das Dokumentarische. Exzess und Entzug«
Ruhr-Universität Bochum
Universitätsstr. 105, Raum 3/24, 44789 Bochum
mail: jana.hecktor@rub.de