Abstract
Verbunden mit dem Geld ist ein eigentümliches, aber grundlegendes Paradox. Zum einen handelt es sich um eine Kategorie, die die Funktionsweise des Lebens jedes einzelnen und dadurch zugleich die von Gesellschaft tiefgreifend prägt. In diesem Sinne ist Geld eine Realität, und eine wirkmächtige noch dazu. Zum anderen aber wird die Rede vom Geld maßgeblich durch Vorwürfe der Unwirklichkeit und des Fiktionalen gekennzeichnet.
Diese Arbeit will dieses seltsame Ding zum Gegenstand seiner Untersuchung machen. Dafür soll das Geld als Gegenstand einer medienwissenschaftlich-interdisziplinären Untersuchung betrachtet werden. Ausgangspunkt für diese Betrachtung wird die Frage nach der Körperlichkeit des Geldes sein. Die Vielfalt der Dinge, die in der Vergangenheit als Geld gegolten haben, lassen es als einen rechten Gestaltwandler erscheinen, der jedoch nicht beliebig mal in der einen, später in der anderen Form in Erscheinung tritt. Stattdessen wird die Geschichte des Geldes im Narrativ der Digitalisierung erzählt, die die Entstofflichung und damit den Verlust jeder Körperlichkeit im digitalen Geld zur unausweichlich logischen Folge hat. Auf der anderen Seite ist von virtuellem Geld die Rede, das entweder mit dem digitalen Geld als rezentes Phänomen identisch ist, oder das – im vollkommenen Widerspruch – noch dem Münzgeld vorausgegangen sein soll. An dieser Stelle wird eine Differenzierung erforderlich zwischen den Begriffen des Digitalen und des Virtuellen, die in ihrer Bedeutung gerade nicht austauschbar nebeneinanderstehen, sondern vielmehr auf ganz unterschiedliche Sachverhalte verweisen. Und nur über diese trennscharfe Beobachtung wird es möglich sein, zu einem Verständnis darüber zu gelangen, wie der Gestaltwandel des Geldes sich vollzieht. Der Wandel, der am Geld sichtbar wird, soll also beschrieben und eingeordnet werden, und dabei wird angestrebt, ein wenig mehr Klarheit darüber herzustellen, um was es sich beim Geld nun eigentlich handelt. Denn eine einheitliche und umfassende Definition dessen, was „das Geld“ genau sei, existiert bis heute nicht.
Zugleich wird zu klären sein, welche Konsequenzen sich aus dem Gestaltwandel des Geldes ergeben. Dabei wird die doppelte Medialität des Geldes durch die Medialität der spezifischen und wechselnden Geldkörper deutlich werden. Es soll untersucht werden, welche Bedeutung diesen Geldkörpern zukommt und welche Herausforderungen und auch Chancen sein Verlust mit sich brächte. Die Themenfelder, die hier Beachtung finden sollen, reichen von der Frage nach der Konstruktion von Wert im Geld, seiner Akzeptanzsicherung, sowie der erkenntnistheoretischen Einordnung des Geldes und seiner Gestalt.
Vita
Sarah Wisbar hat Medienwissenschaft, Volkswirtschaftslehre und Philosophie studiert und legte im Mai 2017 ihre Masterthesis mit dem Titel Geld – Zur Digitalisierung des Virtuellen an der Ruhr-Universität Bochum vor. Seit 2017 erweitert sie den in dieser Arbeit vorbereiteten Ansatz nebenberuflich in ihrem Promotionsprojekt unter dem Arbeitstitel Münzen aus Gold und Gedanken – Zur Mediengeschichte des Geldes als Digitalisierung des Virtuellen.
Kontakt
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