Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat unseren Antrag auf Förderung des Forschungsnetzwerks
»Flows. Schmiermittel der Theoriebildung«
für eine Laufzeit von zwei Jahren bewilligt. Das Netzwerk startet im Juli 2025 und wird mit 50.910 € gefördert. Informationen zu den Forschungsprojekten der Mitglieder, Aktivitäten und Publikationen sind in Kürze unserer Website zu entnehmen.
Mathias Denecke & Alisa Kronberger
Flows besitzen Anziehungskraft. Autor:innen verschiedenster Wissensfelder nutzen gezielt die Rede vom Strömen, um die Gegenwart sprachlich handhabbar zu machen. Unsere Ausgangsbeobachtung ist, dass kultur- und medienwissenschaftliche Forscher:innen jüngst mithilfe von Metaphern und Konzepten des Strömens und Flüssigen groß angelegte Diagnosen einer umfassend vernetzten Welt erarbeiten.
Diese Welt zeichnet sich durch die kontinuierliche Mobilität von Daten, Personen, Kapital, Ressourcen und Material aus. Flows sind dabei mehr als nur rhetorisches Beiwerk. Sie sind eine Ressource für die Theoriebildung, die verändert, wie wir die Gegenwart erfahren und verstehen. Das geplante Netzwerk untersucht Flows als Schmiermittel, welche die Theoriebildung anregen und fragt, wie belastbar hiermit entwickelte Beschreibungsangebote sind.
Um dem gezielt nachzugehen, möchten wir neben den über Flow-Semantiken organisierten Zeitdiagnosen auch an die bislang nicht systematisch erschlossene Kritik hieran anschließen. Beschreibungen einer Welt im Fluss bleiben oft vage, übernehmen Management-Redeweisen, fetischisieren Technik und vernachlässigen gesellschaftliche Verhältnisse.
Auf dieser Grundlage loten die Forscher:innen Metaphern und Konzepte aus, die sich gegen Annahmen einer Welt im Fluss richten. Dabei stehen unterschiedliche Semantiken, wie das Klebrige, Viskose und Schleimige, Stauungen, Leaks und Turbulenzen sowie das Ozeanische im Mittelpunkt.
Die Potenziale und Grenzen dieser Semantiken, Beschreibungsangebote unserer Gegenwart organisieren zu können, untersucht das geplante Netzwerk in drei Arbeitsbereichen: in 1) historischen Relektüren einer Welt im Fluss, in 2.) kulturellen Logiken einer fließenden Gegenwart, sowie in 3) neu arrangierten Beziehungsgefügen. Angesiedelt am Bochumer Institut für Medienwissenschaft, bindet das geplante Netzwerk auch Forschende aus den Performance-Studies, der Komparatistik und Kulturwissenschaft ein.