04.07.23 | JÖRG KREIENBROCK | Northwestern University / USA
Alfred Sohn-Rethel über neopolitanische Technik.
Abstract
Im März 1926 veröffentlicht der Ökonom, Philosoph und Sozialwissenschaftler Alfred Sohn-Rethel einen “Das Ideal des Kaputten. Über neapolitanische Technik” betitelten Aufsatz. Sohn-Rethel beschreibt die Stadt Neapel als einen prekären Ort, an dem sich der Umgang des Menschen mit einer in der Moderne zunehmend als dämonisch wahrgenommenen Technik auf drastische Weise fassen lässt. In den neapolitanischen Prozessen der Reparatur, der Zweckentfremdung und des Mißbrauchs von kaputten Werkzeugen öffnen sich diese einem alternativen Gebrauch, welcher in der Lage ist, die Potentiale der Materialien technischer Objekte und Ensembles aufzuspüren. Somit kann es dem Kaputten gelingen, so Sohn-Rethels Hoffnung, die Dinge aus ihrer “commodity situation”(Appadurai) zu lösen und sie frei und anders in neuen Verweisungszusammenhängen zu gebrauchen.
Biographical Note
Jörg Kreienbrock ist Professor am Department of German and Critical Thought und dem Program in Comparative Literary Studies der Northwestern University (Evanston, USA). Forschungsaufenthalte am Institut für Medienwissenschaften, RUB Bochum; Institute of Advanced Study, Durham, UK, Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften Wien, Auerbach Institute of Advanced Studies, Köln; Sapienza Università Roma. Zu seinen Veröffentlichungen gehören: Kleiner. Feiner. Leichter. Nuancierungen zum Werk Robert Walsers (Diaphanes 2010); Malicious Objects, Anger Management, and the Question of Modern Literature (Fordham UP 2013); Das Medium der Prosa. Studien zur Theorie der Lyrik (August Verlag 2020) und Sich um Weltall orientieren. Philosophieren im Kosmos 1950-1970 (Turia + Kant 2020).